Die ersten Cöllner

Geschichte Berlins in ihren Anfängen

 

Wann genau die Geschichte Berlins begann bzw. wann die mittelalterlichen Siedlungen Berlin und Cölln entstanden und wer für ihre Gründung verantwortlich war, lässt sich mit Hilfe der bekannten historischen Quellen nicht aufklären. Der älteste namentlich bekannte „Cöllner“ ist Symeon, Pfarrer der Petrikirche im Jahr 1237. Er tritt als Zeuge in einer Urkunde auf, in der ein Ereignis vom 28. Oktober 1237 beschrieben wird. Die Urkunde handelt von der Beilegung eines Streites zwischen dem Bischof und den Markgrafen von Brandenburg

Eggehardus, Dei gratia episcopus, Rodolfus, presitus, Ernestus, scolasticus Merseburgensis, beurkunden den von ihnen im Auftrag Papst Gregors [IX.] vermittelten Vergleich zwischen dem Bischof [Gernot] von Brandenburg und den Markgrafen Johann [I.] und Otto [III.] im Streit um die Erhebung des Zehnten. Datum Mersborch, anno Domini 1238, II. kalendas Martii, indictione XI.

Der Vergleich ist geschlossen worden in Brandenburch, in  infirmaria majore, in die Beatorum Apostolorum Symonis et Jude, hoc est V. kalendas Novembris, anno ab incarnatione Domini 1237, presentibus viris fidelibus discretis, quorum nomina sunt hec: [...] Symeon plebanus de Colonia [...] Zitat aus Reqesten der Urkunden zur Geschichte von Berlin/Cölln im Mittelalter [1237 bis 1499), Berlin Forschungen der Historischen Kommissiion zu Berlin VII, Schriftreihe des Landesarchives Berlin Band 13.

Aus dieser Urkunde wird das offizielle Alter von Berlin abgeleitet, sehr wahrscheinlich ist die Stadt aber deutlich älter. Jüngere Untersuchungen von Holzfunden aus dem Cöllner Stadtgebiet ergaben Fälldaten von 1159, 1171, 1192 +/- 10 Jahre und 1198. Jedoch sind weder für Berlin noch für Cölln Gründungsurkunden erhalten. Beide Städte dürften etwa um 1230 Stadtrecht erhalten haben. Es ist nicht klar, ob eine der beiden Siedlungen älter sein könnte als die andere. Claudia M. Melisch hat Radiokarbondatierungen an Skeletten, die E. Reinbacher 1956 bis 58 in der ältesten Kirche Berlins, der Nikolaikirche, ausgegraben hat, veranlasst, Die Probenergebnisse deuten bislang daraufhindeuten, dass beide Siedlungen etwa zur gleichen Zeit entstanden sein könnten. Doch wissen wir nicht, ob wir bereits die ältesten Zeugnisse der Stadtgeschichte beprobt haben.

 

Wer waren die ersten Berliner?

Wer waren die ersten Berliner und Cöllner? Auch diese Frage ist weitgehend ungeklärt. Auch wer die Ortsgründungen initiierte, lässt sich mit Hilfe der historischen Quellen nicht erhellen. Einen ersten Versuch, sich dieser Frage archäologisch zu nähern, stellten die Ausgrabungen in der Berliner Nikolaikirche von 1956-1958 dar, die von E. Reinbacher geleitet wurden. Hier bei wurden 72 "vorstädtische" Gräber freigelegt.

Zusammenfassung der bisherigen Ausgrabungen in Berlin/Cölln zur Aufklärung der Geschichte Berlins in ihren Anfängen sowie zur Klärung der Frage nach der Herkunft der ersten Berliner:

  • 1956-1958 Ausgrabungen in der Nikolaikirche unter E. Reinbacher, 72 Gräber waren älter als die Feldsteinbasilika, 18 davon wurden von H. Grimm anthropologisch untersucht
  • 1960 Ausgrabung von B. Krüger und 1963 Ausgrabung von H. Hampel. Beide Maßnahmen erbrachten keine Hinweise auf eine slawische Vorgängersiedlung
  • 1967 drei Grabungsschnitte am Petriplatz, die ältesten Kirchenfundamente lagen über noch älteren Gräbern (Grabung von H. Seyer, keine Datierung)
  • 1980-1983 weitere Ausgrabungen an der Nikolaikirche unter Leitung von H. Seyer, 500 Gräber, davon 19 „vorstädtisch“, davon 15 anthropologisch von H. Hesse untersucht.
  • 1995/96 Ausgrabungen am ehemaligen Heilig-Geist-Hospital unter Leitung von H. Lange, 245 Skelette, davon 143 aus Einzel- und Mehrfachbestattungen und 111 Individuen aus 5 Massengräbern, Initialuntersuchung von H. Hesse

Leider sind bei den Altgrabungen immer nur sehr wenige Skelette anthropologisch untersucht worden, so dass bislang nur wenige Individual-Daten für Berlin/Cölln vorliegen. Eine naturwissenschaftlich gestützte, zeitliche Einordung der Gräber fehlt ebenfalls. Bis vor kurzem gab es noch keine etablierten genetischen Untersuchungsmethoden zur Feststellung der Herkunft der Individuen und zu ihrer genetischen Verwandtschaft. Aufgrund von Beobachtungen im keramischen Formenspektrum der fraglichen Zeit wurde u. a. vermutet, dass sich in Berlin/Brandenburg Einwanderer aus westlichen und südwestlichen Regionen niedergelassen haben könnten.

 

Die ersten Berliner also keine Slawen?

Bisherige Befunde weisen eher auf eine nicht slawische Ansiedlung hin, jedoch geht die anthropologische Forschung dieser Frage bislang aus den Weg. Mit den umfangreichen Ausgrabungen am Petriplatz unter Leitung von C. Melisch ergibt sich nun die Möglichkeit, den ersten Berliner genauer auf die Spur zu kommen. Dafür sollen Untersuchungen verschiedener wissenschaftlichen Disziplinen neue Indizien liefern. Geochemische Untersuchungen der Isotopenzusammensetzung der Zähne geben beispielsweise Informationen über einen Wechsel des Aufenthaltortes der untersuchten Personen. Auch genetische Untersuchungen können Auskunft über die Herkunft der Toten geben, da man die gefundenen "DNA Muster" bestimmten Populationen zuweisen kann. Mehr zu den Arbeitsgruppen und deren Verfahren erfährst Du in unseren Arbeitsgruppen Seiten. 

Quelle: Acta Praehistorica et Archaeologica 47, 2015, „Was wissen wir über die ersten Berliner?“, C. Melisch

 

 

 

 

 

 

 

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