Es wird angenommen, dass Infektionskrankheiten den Homo sapiens während der gesamten Evolution begleitet haben. Einige Infektionskrankheiten, die früher selten waren, sind heute häufiger geworden, andere sind verschwunden und es sind neue Infektionskrankheiten entstanden. Die Evolutionstheorie legt nahe, dass das Auftreten von Infektionskrankheiten erheblich von Umweltfaktoren, menschlichen Verhaltensänderungen und von der Wirtsgenetik beeinflusst wird. Die Einführung der Landwirtschaft in der Jungsteinzeit kann als Paradebeispiel für einen Prozess angesehen werden, der wahrscheinlich eng mit einer Zunahme der Belastung durch Infektionskrankheiten verbunden war. Ging der drastische Rückgang der Bevölkerung während des Spätneolithikums möglicherweise mit der Entstehung und Ausbreitung spezifischer, vielleicht sogar multipler Zoonosen zusammen? Wie haben sich Artenvielfalt und Virulenz von Krankheitserregern im Laufe der Jahrtausende verändert? Diese und viele weitere Fragen werden von dem der Fach molekularen Paläopathologie behandelt. Die Forschungen der Paläopathologie führen zu einem besseren Verständnis der Epidemiologie von Krankheiten in der Vergangenheit. Der Schwerpunkt der Paläopathologie liegt auf der Untersuchung von Infektionserregern bakteriellen und viralen Ursprungs. So konnte beispielsweise in einer multinationalen Studie nachgewiesen werden, dass die 5300 Jahre alte kupferzeitliche Gletschermumie „Ötzi“ mit dem Magenpathogen Helicobacter pylori (H. pylori) infiziert war. Mehr dazu hier